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Flugzeugwartung: Zerlegen der IWC Big Pilot's Watch 43

May 13, 2023May 13, 2023

Dieser Artikel wurde ursprünglich in der März/April-Ausgabe 2022 des WatchTime-Printmagazins veröffentlicht. Fotos von Marcus Krüger.

IWC hat die Größe seiner legendären Big Pilot's Watch um 3 mm reduziert, das Zifferblatt aufgeräumt und ein neues Manufakturwerk eingebaut. Ist dieses innovative Modell erfolgreich? Wir haben es auseinandergenommen, um das herauszufinden.

Die Größe einer Uhr kann als relativ betrachtet werden. Abgesehen von Durchmesser und Höhe variiert auch die Handgelenksgröße von Person zu Person erheblich. Hinzu kommt die Berücksichtigung gesellschaftlicher Konventionen und kultureller Unterschiede, die sich im Laufe der Zeit ändern können. In den 1940er-Jahren beispielsweise hatten einige Herrenuhren nur einen Durchmesser von 31 mm. Je kleiner und dünner die Uhr war, desto eleganter war sie. Die großen Fliegeruhren, die ab 1940 von IWC und anderen Marken wie A. Lange & Söhne gebaut wurden und einen Durchmesser von 55 mm hatten, müssen genauso ungeheuer groß ausgesehen haben wie die Uhren, die der Public-Enemy-Rapper Flavor Flav 1940 an einer Kette um den Hals trug die 1980er Jahre. Damals waren Fliegeruhren nicht als modisches Statement gedacht, sondern lediglich als Ausdruck der Größe entsprechend den funktionalen Anforderungen an Militärpiloten und Luftaufklärer. Wie bei der IWC Portugieser konnte nur ein Taschenuhrwerk die nötige Präzision erreichen, was ein ausreichend großes Gehäuse zur Unterbringung erforderte. Die Größe und der versetzte zentrale Sekundenzeiger sorgten für optimale Ablesbarkeit.

Seit den 1990er Jahren ist der Trend zu größeren Armbanduhren stark angestiegen. Als IWC im Jahr 2002 die Big Pilot’s Watch neu auflegte, wirkte der Durchmesser von 46 mm groß, aber durchaus tragbar für Wagemutige. IWC hat die Größe der Uhr beibehalten, das Zifferblattdesign jedoch geringfügig überarbeitet. Seit einigen Jahren greifen Uhrenliebhaber wieder zu kleineren Uhren. Und 2021 reagierte IWC mit der Big Pilot’s Watch 43, unserer Testuhr, einer kleineren Version des Originals.

Ist dieses neue Modell groß genug, um die Geschichte der Ikone fortzuführen? Dies bringt uns zurück zum Begriff der relativen Größe. Diese Uhr verfügt seit 2002 über eine damals als unverzichtbar erachtete Datumsanzeige sowie eine Gangreserveanzeige. Auf die 7-Tage-Gangreserve der Uhr war IWC zu Recht stolz, auch wenn diese Anzeige für eine Automatikuhr nicht unbedingt zwingend erforderlich ist. Beim neuen Modell verzichtet IWC auf beide Anzeigen und das aufgeräumte Zifferblatt verleiht der Uhr eine größere Optik. Uhrenliebhaber verzichten in letzter Zeit lieber auf das Datum und bevorzugen ein klareres Design. Schließlich finden Sie das Datum immer auf Ihrem Smartphone, Laptop oder Tablet. Es ist nicht mehr unverzichtbar. Und die Gangreserveanzeige ist überflüssig geworden, denn das neue Manufakturwerk speichert die Energie bis zu 60 Stunden. Das Zifferblattdesign ähnelt in seiner Symmetrie und Einfachheit deutlich mehr dem Vorgängermodell von 1940, insbesondere in der Version mit mattschwarzem Zifferblatt. Zum Gesamteindruck trägt die stattliche konische Rübenkrone bei, die nicht maßstabsgetreu verkleinert wurde, sondern ebenso wie die Ziffern und Zeiger so gestaltet wurde, dass ein harmonisches Bild entsteht. Und das war wirklich erfolgreich.

Unsere Testuhr sieht mit dem blauen Zifferblatt mit Sonnenschliff und dem passenden blauen Lederarmband eleganter aus, fast wie ein Luftwaffenoffizier in Galauniform. Uns gefallen aber beide Versionen fast gleich gut.

Nachdem wir festgestellt hatten, dass es sich bei der Big Pilot's Watch 43 um eine würdige Variante des Originals handelt, entschieden wir uns, die Uhr komplett zu zerlegen und, wie bei der Flugzeugwartung, jedes Teil einer Sichtprüfung zu unterziehen.

Zuerst entfernte unser örtlicher Uhrmachermeister den mit Gewinde versehenen Gehäuseboden. Selbst durch den Kristallgehäuseboden offenbart das wunderschöne Kaliber 82100 mit seinem skelettierten Rotor und der automatischen Brücke einen Großteil seiner Technologie. Die Schwungmasse ist ein kleines Kunstwerk mit Reliefgravur, Sonnenschliff, polierten Kanten und goldenem „Probus Scafusia“-Medaillon, das bewährte Produkte aus Schaffhausen verspricht. Nach dem Entfernen können Sie das kreisförmige Genfer Streifenfinish auf den Brücken, die Perlage auf der Hauptplatine, die mit Gold hervorgehobene Gravur und die polierten Kanten erkennen. Sogar der Lauf hat ein maschinell bearbeitetes Sunburst-Finish.

Eine Besonderheit der Marke IWC ist der vom ehemaligen Chefdesigner Albert Pellaton entwickelte Doppelklinken-Aufzugsmechanismus. Es besteht aus verschleißarmen Sperrklinken und einem Rad aus schwarzer Keramik sowie der gebürsteten Pellaton-Wippe und großen Rubinkufen. Das Ganze funktioniert folgendermaßen: Eine Exzenterscheibe unterhalb des Rotors bewegt über zwei Rubinläufer die Wippe; Die beiden Sperrklinken drehen dann das Rad, um den Lauf aufzuziehen. Das Uhrwerk kann eine maximale Gangreserve von 60 Stunden erreichen. Dies reicht für den bestmöglichen Fall aus: Nehmen Sie Ihre Uhr am Freitagabend ab und setzen Sie sie am Montagmorgen wieder zurück, ohne dass sie anhält.

Die Regulierung des Uhrwerks erfolgt elegant über die Verstellung von vier Schrauben mit Vierkantkopf an der Unruh, wodurch die Spirale frei atmen kann. Für die federnde Abstützung der Unruh sorgt ein Incabloc-Stoßdämpfer. Bei der Demontage der übrigen Brücken erkennt man, dass die Bauteile nur dort verziert sind, wo sie sichtbar sind. Unterseiten und Bauteile, die im komplett zusammengebauten Zustand der Uhr nicht sichtbar sind, sind unverziert. Es waren sogar einige leichte Kratzer vom Zusammenbau zu erkennen, allerdings haben wir berücksichtigt, dass es sich bei unserer Testuhr um ein Vorserienmodell handelte.

Eine weitere Besonderheit wurde erst nach weiterer Demontage sichtbar. Das Kleinbodenrad sitzt in einem Keramikblock innerhalb der Hauptplatine und nicht in einem runden Edelstein. Dieses ungewöhnliche Design soll genauso gut funktionieren. Insgesamt ist das große Uhrwerk servicefreundlich aufgebaut. Die Anzahl der Schraubengrößen ist begrenzt und die Module und Brücken vereinfachen die Montage und Wartung. Alle Komponenten sind großzügig dimensioniert.

Aus funktionaler Sicht überzeugt das Uhrwerk. IWC hat seine Bemühungen auf den sichtbaren Teil konzentriert, tut dies aber mehr als einige andere Hersteller. Der Rotor und die Brücken sind so gestaltet, dass sie einen guten Blick auf den Mechanismus ermöglichen. Was Sie sehen können, ist sauber und mit verschiedenen Veredelungen versehen. Dadurch kann man leicht übersehen, dass es an unzugänglichen Stellen an fehlenden Oberflächen mangelt.

Und wie lief unsere Testuhr auf der Zeitmessmaschine? Die Werte für die einzelnen Positionen schwanken etwas, die durchschnittliche tägliche Abweichung war mit -0,3 Sekunden jedoch sehr gering.

Auch von der operativen Seite werden positive Ergebnisse berichtet. Es ist einfach zu handhaben. Die große, geriffelte Krone lässt sich zum Einstellen der Uhrzeit leicht abschrauben und ziehen. Keine Datumsanzeige bedeutet, dass es nur eine Position für die Krone gibt. In Kombination mit dem Sekundenstoppmechanismus vereinfacht dies den Einstellvorgang erheblich.

Ein Problem bei der weiterhin erhältlichen 46-mm-Big-Fliegeruhr besteht darin, dass die große Rübenkrone unangenehm in den Handrücken drücken kann. Bei der neuen 43-mm-Variante ist das weniger problematisch. Dabei berührt die Krone nur bei extremen Handgelenksbewegungen den Handrücken. Beim täglichen Tragen stellt das kein Problem dar, aber es ist eine gute Idee, die Uhr abzunehmen, bevor Sie Ihre morgendlichen Liegestütze machen.

Die einfache Faltschließe verfügt über einen langen Innensteg, der unangenehm am Handgelenk drücken kann. Dank des Schnellwechselsystems lässt sich das steife neue Armband problemlos andersherum anbringen, inklusive Schließe. Obwohl das Öffnen etwas Kraft erfordert, ist die Bandanstoßbefestigung sicher und bietet die Möglichkeit, das neue Edelstahlarmband oder verschiedene andere Leder- oder Kautschukbänder anzubringen.

Die große Fliegeruhr hat ihren Preis entsprechend ihrer Größe. Mit 8.400 US-Dollar kostet diese aktualisierte Version deutlich weniger als das klassische 46-mm-Modell, das 12.900 US-Dollar kostet. Bei dieser neuesten Version wird auf das Datum, die Gangreserveanzeige und das 7-Tage-Uhrwerk verzichtet, was sich jedoch im attraktiven Preis, der komfortableren Größe und dem aufgeräumten Design widerspiegelt. Andere Hersteller wie Rolex und Omega bieten vergleichbare Modelle zu einem günstigeren Preis an, ebenso die IWC Portugieser Automatic 40 mit einem ähnlichen Uhrwerk, die 7.250 US-Dollar kostet. Aber der höhere Preis sollte niemanden abschrecken, der diese Uhr anspricht. Also: Wartung abgeschlossen – diese Uhr ist startklar!

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Schlagworte: Big Pilot, IWC, IWC Big Pilot's Watch, Fliegeruhren, Uhren